Das menschliche Gehirn ist ein faszinierendes Wunderwerk der Natur. Dank seiner mehreren Hundert Milliarden Nervenzellen sind wir u. a. zu großartigen Denkleistungen fähig (Birbaumer & Schmidt, 2010, S. 75, 90). Auch ist das menschliche Gehirn in der Lage, verschiedene Bewusstseinszustände zu generieren (Walter & Müller, 2012, S. 657-663). Hier erfahren Sie, wie diese verschiedenen Bewusstseinszustände mit unserer Gehirnwellen-Frequenz zusammenhängen.
Wenn das Gehirn arbeitet, kommunizieren Milliarden von Nervenzellen mit Hilfe von winzigen elektrischen Impulsen miteinander. Jede der Milliarden von individuellen Zellen „feuert“ oder entlädt sich elektrisch in einer bestimmten Frequenz. Diese elektrischen Aktivitäten können mittels EEG dargestellt werden. Dabei werden die zerebralen elektrischen Signale aufgezeichnet, etwa so, wie ein Seismograph die Bewegungen in der Erde registriert. Dieses Gerät nennt man Elektroenzephalograph oder EEG.
Das EEG misst dabei nicht etwa das elektrische Signal einzelner Gehirnzellen, sondern das kooperative oder kollektive elektrische Muster der Netzwerke, der Gemeinschaften von vielen Millionen Zellen, die zusammen feuern. Diese kollektiven Energieimpulse nennt man Gehirnwellen.
Sie schwingen mit unterschiedlicher Frequenz in Abhängigkeit vom Bewusstseinszustand und auch die Größe der Schwingungen (Amplitude) kann verschieden sein. Es gibt einen direkten Zusammenhang zwischen dem Aktivitäts- oder Aufmerksamkeitsniveau einer Person und der Frequenz ihrer Gehirnwellen. Während unbewusster Zustände (z. B. in tiefem Schlaf) treten langsame Delta-Wellen mit großer Amplitude im EEG auf. Im halbbewussten Zustand zwischen Wachsein und Schlaf sind oft die Theta-Wellen vorherrschend, und während des wachen, mental entspannten Zustandes mit geschlossenen Augen dominieren bei den meisten Menschen Alpha-Wellen. Schließlich erscheinen die schnellen Beta-Wellen mit kleiner Amplitude während wacher, bewusster Aktivität.
Die Wissenschaftler unterteilen diese elektrische Aktivität des menschlichen Gehirns in fünf Gehirnwellen-Bereiche. Man nennt sie Gamma-, Beta-, Alpha-, Theta- und Delta-Wellen. Nachfolgend die Eigenschaften, die in den einzelnen Gehirnwellen-Bereichen erforscht wurden:
Gamma-Wellen
Gamma-Wellen sind die schnellsten Gehirnwellen. Als Gamma-Welle wird ein Signal im Frequenzbereich über 36 Zyklen pro Sekunde (= 36 Hertz, abgekürzt Hz) bezeichnet. Sie tritt zum Beispiel bei starker Konzentration, Lernprozessen, und beim Channeln und Meditieren auf. Du kannst komplexe Sachverhalte schnell verstehen und verarbeiten, denn Gamma-Wellen werden vor allem mit schnellem und effizientem Denken in Verbindung gebracht. Im Gamma-Bereich entstehen Fokus, Flow und Kreativität, verstärkte Sinneswahrnehmung, Selbstdisziplin und Glücksgefühl, Stichwort: Peak Performance!
Beta-Wellen
Beta-Wellen umfassen einen Frequenzbereich von 14 bis 36 Hz. Wenn wir in einem normalen, wachen Zustand sind, mit offenen Augen, den Fokus auf die äußere Welt gerichtet oder mit konkreten Problemen beschäftigt, dann dominieren Beta-Wellen..
Der Beta-Bereich wird assoziiert mit:
a) Aufmerksamkeit, Wachheit, Konzentration, Kognition (positiv)
b) Besorgnis, Ängsten, Stress, innere Unruhe, Fehlen von a)
Alpha-Wellen
Sie umfassen einen Frequenzbereich von 8 bis 13 Hz. Sie treten auf, wenn wir die Augen schließen und entspannter, passiver und unfokussierter werden. Sie produzieren ein ruhiges und wohliges Gefühl. Ähnlich wie nach einem langen Spaziergang im Wald, einem Nachmittag in der Sauna oder einem erholsamen Urlaub. Wenn Menschen gesund und ohne Stress sind, produzieren sie eine Menge dieser Alpha-Aktivitäten. Fehlt diese Alpha-Aktivität, kann das ein erstes Signal für Sorge, Stress, Gehirnschäden und Krankheit sein. In Alpha sind wir sehr kreativ.
Alpha ist optimal für das Erlernen neuer Informationen, Fakten oder Daten. Also Material, das im Wachbewusstsein zur Verfügung stehen soll.
Theta-Wellen
Sie umfassen einen Frequenzbereich von 4 bis 8 Hz. Wenn Ruhe und Entspannung in Schläfrigkeit umschlagen, treten die langsamen, kraftvollen Theta-Wellen auf. Es ist der „Dämmerzustand“ zwischen Wachen und Schlafen und wird oft von traumartigen mentalen Bildern begleitet. Häufig stehen diese Bilder mit lebhaften Erinnerungen in Zusammenhang, vorzugsweise mit Kindheitserinnerungen.
Theta öffnet den Zugang zu unbewusstem Material, zu Träumereien, freien Assoziationen, verborgenem Wissen und kreativen Ideen.
Es ist ein mysteriöser Zustand und lange hatten Wissenschaftler Schwierigkeiten, diesen Zustand in Ruhe zu untersuchen, da es normalerweise schwer ist, diesen Zustand für eine längere Periode aufrechtzuerhalten, da die meisten Menschen in diesem Zustand einschlafen.
Die Biofeedback-Forscher E. und A. Green fanden heraus, dass Theta-Wellen mit einem tiefen verinnerlichten Zustand sowie mit einer Beruhigung des Körpers, der Emotionen und Gedanken verbunden sind. Ferner entdeckten sie bei einer Gruppe, die regelmäßig Theta-Zustände trainierte, dass wiederholt von lebhaften Erinnerungen, von längst vergessenen Kindheitsereignissen berichtet wurde. Es war sogar mehr als ein einfaches Erinnern, sondern vielmehr ein umfassendes Erleben, ein Wiedererleben.
Der Biofeedbackforscher Dr. Budzynski der Uni Colorado fand heraus, dass Menschen in Theta „hyper-beeinflussbar“ sind. Sie sind außerdem fähig, enorme Mengen an Stoff in sehr kurzer Zeit zu lernen, Theta sei der Zustand, in dem die Lernmethode „Superlearning“ angesiedelt ist. Menschen sind in Theta extrem bereit und fähig, neue Sprachen zu lernen. Ferner gelangen Suggestionen für Veränderung in ihrem Verhalten und ihren Einstellungen direkt ins Unterbewusstsein und werden als wahr akzeptiert, da sie unsere mentalen Filter und kritischen Abwehrmechanismen, die sonst solche Sätze bewerten, umgehen.
Delta-Wellen
Sie liegen in einem Frequenzbereich von unter 4 Hz. Wenn wir schlafen, dominieren die Delta-Wellen, vorwiegend in der Tiefschlafphase.
Wenn wir im Delta-Bereich sind, wird eine hohe Anzahl von heilenden Wachstumshormonen ausgeschüttet; dieser Zustand hat viel mit Heilung und Selbstregeneration zu tun. Er ist die Voraussetzung für einen erfrischenden und regenerierenden Schlaf. Es ist ein tiefer traumloser Schlaf (non-REM-Schlaf). Es ist aber trainierbar, sein Bewusstsein aufrechtzuerhalten, während man in Delta-Wellenbereich ist, und dadurch eine äußerst tiefe Meditation zu erreichen.